2012 Kanada

Thompson River (Teil 1)

Lazy Days

Während unseren Ruhetagen in Savona haben wir zwei Basler Zimmermänner auf Wanderschaft angetroffen. Sie haben sich in Vancouver ebenfalls Velos angeschafft, um nach Golden gelangen zu können. Zusammen mit ihnen sind wir nach Kamploops gefahren. Obwohl sie fast genau so viel Gepäck hatten wie wir, waren sie doch viel schneller unterwegs. Ihre Gesellschaft war für uns dennoch sehr angenehm 🙂

Auch wenn viele Leute von Kamloops schwärmen, velotauglich ist diese Stadt einfach nicht! Da sie an einem Hügel liegt, kommt es öfters vor, dass man 8- oder 9%ige Steigungen zu bewältigen hat. Mit dem Auto ein Klacks – aber mit dem Velo…!? Auf einem Campingplatz ausserhalb der Stadt verweilten wir nochmals einige Tage mit den Zimmermännern. Danach trennten sich unsere Wege und wir fuhren Richtung Norden davon. Die Strecke war erstaunlich eben und die Landschaft malerisch. Wir kamen entsprechend gut voran.

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Irgendwann änderte sich die Umgebung um uns und alles sah kahl und schwarz aus. Wir wunderten uns darüber bis wir kurz vor Barrière an eine Infotafel kamen, auf der von einem Jahrhundert-Waldbrand im Jahr 2003 berichtet wurde. Über 265‘000 Hektaren Wald standen damals fast gleichzeitig in Brand und die 10‘0000 Einsatzleute kämpften eine Woche lang ununterbrochen gegen die Flammen. Eine Horrorszene, die man sich nicht auszumalen vermag. Heute zeugen nur noch die verkohlten Überreste der Bäume von dieser Katastrophe.

In Barrière trafen wir auf dem Campingplatz auf eine Gruppe junger Leute, die in den umliegenden Hügel Bäume pflanzten. Dies als Ausgleich für die Waldstücke, die in dieser Gegend vielfach gerodet werden. Viele dieser „Baumpflänzer“ sind Studenten, die sich mit dieser Arbeit etwas Geld verdienen, um danach verreisen zu können. Scheinbar haben wir einige dieser Studenten mit unseren Velos und unserem Vorhaben beeindruckt. Einer von ihnen bot uns später an, als Glücksbringer eine kleine Tanne zu pflanzen. Und so vergruben wir sie gemeinsam auf dem Campingplatz und hoffen, dass sie lange leben wird 🙂 Nach dieser guten Tat genehmigten wir uns – auf Empfehlen der jungen Leute hin – in Little Fort einen bunten Milchshake. Aber wow! Diese Dinger sind ja riesig, mit Schlagrahm gefüllt und einfach nur lecker!!! Dagegen kommt kein Milchshake der Welt an! 😀

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Kurz vor Clearwater trafen wir auf Wolfgang, einem deutschen Velofahrer, der ebenfalls seit Anfang Juni in British Columbia unterwegs ist. Doch im Vergleich zu ihm, sind wir gemütlich unterwegs. 140 Kilometer kann er an einem einzigen Tag zurücklegen – inkl. dem ganzen Gepäck und einem Pass. Bemerkenswerte Leistung! Eigentlich wollten wir nach Clearwater dem Highway bis nach Blue River folgen. Doch, wie wir überall hörten, scheint der Wells Gray Park nördlich von Clearwater eine Reise wert zu sein. Der Park verfügt zwar nur über eine Sackgasse, dennoch entschlossen wir uns, diesen Umweg auf uns zu nehmen. Es sind ja „nur“ 75 Kilometer… Dass diese Strecke jedoch so anstrengend werden würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Zudem hat uns das Visitor Center an ein Haus namens „Tanglewood“ verwiesen, das auf dieser Strecke lag. Wir brauchten nämlich eine neue Schlafmatte. Die Laminierungen einer unserer jetzigen Term-A-Rest NeoAir-Matten haben sich leider gelöst. Dies führte dazu, dass die Matte nun wie ein Luftballon aufgeht… Mike, der freundliche Mann von „Tanglewood“, besitzt ein Lager an Outdoor-Equipment und konnte uns mit einer Ersatzmatte aushelfen. Gleichzeitig organisierte er eine neue Matte für uns. Auf dem Weg zurück können wir sie bei ihm abholen. Wir waren total happy 🙂

Im Wells Gray Park trafen wir zweimal auf einen Bären – kein Wunder. Sie haben hier über 1000 Bären im Park. Ausserdem warteten Horden von lästigen Mücken auf uns. Heisshungrig machten sie sich über uns her – da half auch kein Anti-BRUMM mehr 🙁 Doch irgendwann, wenn man von tausenden Stichen übersät ist, gewöhnt man sich langsam an ihre Anwesenheit 😛 Mike hat uns empfohlen, im Wells Grey Park eine Kanutour zu machen. Der Clearwater Lake sei perfekt dazu. Da dies sowieso auf unserer To-Do-Liste stand, verlängerten wir unseren Aufenthalt im Park spontan um eine Woche und buchten eine Kanutour. Nun musste nur noch das Wetter mitspielen. Davon waren wir nämlich alles andere als begeistert. Ständig fiel Regen und irgendwann fiel uns auf, dass unser Zelt auch nicht mehr ganz so dicht war… 🙁 Ausserdem werden wir hier von unzähligen, kleinen Nacktschnecken belagert, dass es richtig unheimlich wird. Woher kommen diese Tiere überall her? Auf jedenfall sind wir gespannt auf die bevorstehende Kanutour. Unsere Beine werden sich über diese Erholung bestimmt ebenfalls freuen 😉