2012 Kanada

Strong crosswind area

In Extremis…

Als wir Whistler letzte Woche verliessen, wussten wir noch nicht, was uns genau bevorstand. Unsere Gastfamilie hatte uns vor einer steilen Auffahrt kurz nach Pemberton gewarnt, die jedoch auf keiner Strassenkarte verzeichnet war. Auch gut – wir wussten es ja. Pemberton erreichten wir dann schon gegen Mittag. Weil wir noch Energie hatten, beschlossen wir, einfach weiterzufahren. Schliesslich könne dieses Stück wohl nicht so lange sein. Dachten wir. Nachdem es endlos lange gerade aus an verwilderten Häusern und grossen Autofriedhöfen vorbei ging, stand dann – wumm! – plötzlich dieser Berg da.

Und diese nette Auffahrt entpuppte sich plötzlich als Pass! Toll! Darauf waren wir nicht vorbereitet. Nun ja, wir waren ja selbst schuld. Wir hätten in Pemberton ja übernachten können… Und so krochen wir mit ca. 5 km/h den Berg rauf. Immer weiter führte uns der Weg gegen den Himmel hinauf. Immerhin war das bewölkte Wetter sehr angenehm, trotzdem war diese Fahrt eine Tortur! Nach 5 Stunden mühsamen Raufkletterns ohne voraussehbaren Endes, beschlossen wir, wild zu campieren. Schliesslich waren wir müde, erschöpft und völlig demotiviert. Kommt dazu, dass überall Schnee lag, regnete und die Temperatur merklich gesunken ist. Und so verbrachten wir eine eiskalte Nacht, irgendwo in den Bergen. Am nächsten Tag wurde uns dann schon nach 400m bewusst, dass wir bereits den Gipfel erreicht hatten… 🙁 Jedenfalls konnte es nur noch bergab gehen. Und so düsten wir schon frühmorgens und bei Sonnenschein Richtung Lillooet. Auf dem Picknickplatz „Cottonwood“ gefiel es uns so gut, dass wir gleich dort übernachteten. Lillooet selbst ist eine sehr hübsche, kleine Westernstadt, die sich in einem sonnengesegneten Tal befindet. Die Landschaft erinnert schwer an diejenige von Nevada oder Texas und wenn der Wind nicht wäre, würde die Temperatur locker auf 30°C zugehen. Hier blieben wir vorerst für 2 Tage und erholten uns von den Strapazen aus den Bergen.

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The valley of the endless sun

 

Danach ging es weiter in Richtung Cache Creek im Westen von Lillooet. Die Landschaft wurde immer dürrer und die Sonne immer gleissender. Diese Umstände erschwerten das Fahren etwas, doch sie machten diese Strecke zu einer unserer Schönsten. Leider verflüchtigte sich unser Wasser währenddessen sehr schnell. Da kam es uns wie ein Wunder vor, als plötzlich eine Frau mit ihrem Auto am Rand anhielt und uns Wasser anbot 🙂 Am Nachmittag, wurde die Landschaft immer grüner bis wir schliesslich an einem wunderschönen See (Pavilion Lake) vorbeifuhren. Das Wasser glitzerte wie Diamanten und die Farbe ging von grünlich über türkis, blau bis tiefschwarz. Ein Traum! Scheinbar wurden dort 4m hohe Korallenriffe entdeckt, für die sich sogar die NASA interessierte. Unser Campingplatz lag am nächsten See und hatte einen kleinen Badestrand. Diese Gelegenheit liessen wir nicht ausgenutzt und gingen baden. Doch das Wasser war so kalt, dass wir es nicht länger als 5min aushielten. Brrrrrr…

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Even a pinguin will freeze in this lake

 

Am nächsten Morgen fuhren wir schon um 8 Uhr los. Kurz vor Cache Creek wurde der Verkehr immer brutaler. Man musste selbst zusehen, dass man nicht unter die Räder dieser riesigen Lastwagen kam. Cache Creek selbst ist klein und so eine Art Lastwagenstadt mit vielen Motels, Tankstellen, Fastfood-Restaurants und einigen kleinen Einrichtungen. Nach einer kurzen Stärkung ging es weiter nach Kamploops. Etwas, was alle Velofahrer am meisten verachten, mehr als steile Steigungen, Regen, krimineller Verkehr oder Platten, ist der Gegenwind! Der kann so nervend sein und man ist ihm völlig schutzlos ausgeliefert. Die ganze Strecke ab Cache Creek war ein reiner Kampf gegen den Gegenwind. Aber die schöne, prärie-ähnliche Landschaft wog diesen Missstand schnell wieder aus. Als wir dann unseren lang ersehnten Campingplatz am Flussufer erreichten, stand überall, dass aufgrund eines Boiler-Problems kein Trinkwasser zur Verfügung stand (die Blätter datieren vom 2007…). Da wir ja keinen eigenen Boiler mit uns rumschleppen, mussten wir eben kehrt machen und weitere 19 km zum nächsten Campingplatz fahren – ein Klacks hier in Kanada… 😛

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From the mountains to the meadows

 

Die Strecke führte, natürlich mit Dauer-Gegenwind, über eine verwilderte Hochebene, wo uns ein plötzlicher Regenfall von hinten einholte. Vermutlich machten wir einen solch elenden Eindruck, als wir mit unseren nassen Sachen auf dem Campingplatz ankamen, denn wir bekamen einen Special-Biker-Preis 🙂 Nun sitzen wir hier bei schönstem Sonnenschein in Savona und geniessen einen weiteren Ruhetag mit Reparieren, Sightseeing und lange Güterzüge beobachten – tuuuuutuuuuuut 🙂