2012 Amerika

Amerika 2

Surfin` USA

Von der eisigen Kälte gejagt, erreichten wir schliesslich den Norden von Kalifornien. Kilometerlang radelten wir zwischen Felder, Weiden und Flüssen. Man fühlte sich richtig heimisch. Danach ging es in die berühmten Redwood-Wälder, wo man sich so klein vorkam. Diese uralten Bäume können eine imposante Grösse erreichen. Leider kann man vom Velo aus nicht ständig zu den Baumgipfeln starren, so mussten wir uns eben mit den Stämmen begnügen. Aber auch die gaben ein wunderbares Bild ab.

Zwischen all diesen Redwoods, schön versteckt, bauen viele Einheimische Marihuana-Pflanzen an. Man sieht sie nicht, dennoch ist Wildcampieren in dieser Gegend vielleicht keine so gute Idee 😉 Garberville ist vermutlich das Zentrum dieses Marihuana-Anbaus. Überall laufen komische Typen herum, mit kullernden Augen und zerschlissenen Kleidern. Einer bot uns sogar an, für 4 Dollar einen Rückwärtspurzelbaum zu schlagen. Eigenartiges Fleckchen Erde…

Mit der Steppenlandschaft kam nun auch die ersehnte Wärme. Teilweise war es bereits um 9 Uhr morgens so heiss, dass das Velofahren zur Hölle wurde. Dafür waren die Nächte wieder milder und trocken. Und das, obwohl bereits der Winter naht.

Schlussendlich erreichten wir die berühmte Golden Gate Bridge im Norden von San Francisco. Neben dem Nebel erwarteten uns ausserdem zahlreiche Touristen. Viele davon, waren mit einem gemieteten Fahrrad unterwegs. Scheinbar ist das hier DAS Touristenspektakel. So mussten wir nebst den fotografierenden Fussgängern, den vielen Japaner-Gruppen und dem Bridge-Patrol-Officer auch noch diesen unmöglichen Fahrrad-Touristen ausweichen. Keine leichte Aufgabe mit unseren breiten Velos auf dem schmalen Weg. San Francisco ist eine wunderschöne, aber sehr nervöse und laute Stadt. Überall hört man irgendwelche komischen Geräusche, Autohupen, Autosirenen, schreiende Nachtgänger, etc. Da muss man sich erst daran gewöhnen.

The bridge of the bridges
The bridge of the bridges

In San Francisco blieben wir einige Tage, besichtigten die wunderschönen Häuser, fuhren Cable Car und gingen den Spuren des Hochsicherheitsgefängnisses Alcatraz nach. Letzteres ist mittlerweile eine einfache Ruine, umgeben vom Mythos der grusligen Geschichten, die man sich hier erzählt.

Von San Francisco ging es dann weiter nach Santa Cruz, wo wir unsere ersten Surf-Erfahrungen machten. Eine tolle Sache 🙂 Der grösste Teil am Surfen liegt darin, im Wasser zu liegen und auf die nächste Welle zu warten. Dies kann teilweise bis zu 20 oder 30 Minuten dauern. Umso mehr Spass macht es, wenn man es endlich schafft, auf dem gleitenden Surfbrett aufzustehen und bis zum Strand zu surfen. Hingegen könnte man auf den Muskelkater verzichten, der sich am Folgetag unwillkürlich zeigt…

Die Küstenlandschaft nach Santa Cruz wird hierzulande oft als „dramatic“ bezeichnet. Dabei ist vermutlich nur der Nebel dramatisch. Die Landschaft rund um Big Sur ist einfach nur fantastisch. Die Sicht über die steil abfallenden Klippen reicht bei schönem Wetter über mehrere duzend Kilometer. Und das Meer schillert in dieser Gegend in den schönsten Blautönen. Die einzigen Wehrmutstropfen sind die ewigen Baustellen. Und die kleinen Grocery-Stores. Da sie in ihrem Umkreis die einzigen Essgelegenheiten darstellen, können sie die Preise beliebig festlegen. Dass ein Joghurt hier mal 2.75 Dollar kostet, kann vorkommen. Jedoch ist es Wucher, für ein hier sehr beliebtes Käsenudel-Fertig-Menü 6 Dollar zu verlangen, wenn es normalerweise zu 50 Cents verkauft wird! Hier regiert eben Angebot und Nachfrage…

In Cambria, einer kleinen, verträumten Stadt, durften wir richtiges, amerikanisches Halloween erleben. Überall starrten uns geschnitzte Kürbisse an und die Einheimischen waren mehrheitlich verkleidet – sogar die Angestellten im Essensladen. Für die Kostümparty hat es leider nicht gereicht. Dafür konnten wir die selbstgebastelten Puppen bewundern. Einige davon fuhren sogar Velo. Und das einen ganzen Monat lang. Dies sind ungefähr 4‘000 Umdrehungen pro Tag. Wenn man da mal nicht gute Knie braucht… 🙂

Kalifornien ist bekannt für seine vielen Obstplantagen. Tatsächlich fuhren wir tagelang durch etliche Artischocken- und Erdbeerfelder. Hunderte von Leuten arbeiteten in der brütenden Sonne, alle in dicke Pullover eingemummt und manche vermutlich nicht ganz legal. Wir kamen nicht um die Erdbeeren rum – sie rochen einfach zu gut. Der Plantagebesitzer erzählte uns, dass sie die Früchte derselben Pflanzen alle drei Tage ernten. Die Erdbeersaison dauert zudem 9 Monate lang. So ist es hier üblich, dass man über 42‘000kg Erdbeeren im Jahr ernten kann, ohne neue Pflanzen anbauen zu müssen. Wahnsinn! Zudem schmecken die Erdbeeren hier einfach köstlich! Die sind kein Vergleich zu unseren Treibhaus-Erdbeeren…

Schliesslich kamen wir nach Los Angeles. Diese Stadt ist einfach riesig! Ca. 70km breit und 110km lang. Da kann man nicht einfach mal durchfahren. Vermutlich kann man im Osten von LA wohnen und die Ferien im Westen verbringen, ohne wirklich alles gesehen zu haben. Man kann es sich kaum vorstellen. Wir verbrachten einen Tag in Santa Monica und zwei Tage in Long Beach. Da der Bike-Weg am Strand entlang führt, war das Fahren hier sehr angenehm. In der Stadt selbst muss es scheinbar schrecklich sein. In Long Beach durften wir bei „Captain“ Jack übernachten, der auf einem 13m langen Schiff wohnt. Was für ein Traum! Vorallem, weil wir mit ihm aufs Meer hinaus segeln durften. Es war eine fantastische Ausfahrt!!!

Von Los Angeles ging es weiter Richtung Süden und somit durch ein riesiges Militär-Camp. Unsere Pässe wurden dabei mehr oder weniger genau überprüft. Das Camp verfügt nebst dem Übungsgelände über ein eigenes Shoppingcenter, einem Wohnviertel und sogar einer Buslinie. Jedoch laufen hier nur Militär-Angehörige rum. Ganz eigenartiges Dörfchen…

Nun sind wir in San Diego gelandet, kaum 25 Meilen von der mexikanischen Grenze entfernt. Diese haben wir am Folgetag auch gleich aufgesucht, allerdings ohne Gepäck. Leider war der Grenzübergang zu Mexiko nicht wirklich spektakulär, dennoch war es ein undefinierbar befreiendes Gefühl zu wissen, dass wir nun Amerika von Nord nach Süd durchquert haben. Und dies aus eigener Kraft 🙂

We finally did it!
We finally did it!